„Alte“ St. Michael Kirche
Seit 1742 steht in Euerbach unsere alte Kirche, die nach Plänen des Barockbaumeisters Balthasar Neumann erbaut wurde und am 9. September 1742 durch den damaligen Seelsorger P. Augustinus Stöhr benediziert wurde – in Gegenwart des „gnädigen Herrn und Barons von Münster, wie auch die gnädige Freyfrau und Fräulein von Münster“. Noch war die Kirche wohl kahl, es stand nur – und vielleicht er noch nicht ganz – der Hochaltar, der von der Freiherrlichen Familie bei einem Niederwerrner Bildhauer in Auftrag gegeben worden war. 1745 stiftete P. Augustinus Stöhr die beiden Nebenaltäre. Am 3. Juli 1746 wurde durch Weihbischof Johann Bernard Mayer die Kirche zu Ehren der Heiligsten Dreifaltigkeit auf den Titel des h. Erzengels Michael geweiht. Am 10.06.1965 wurde die Orgel des Orgelbauers Johann Philipp Seufert aufgestellt.
Unsere alte Kirche stellt ohne Zweifel ein besonderes Kulturgut in Euerbach dar und entzückt Besucher durch ihre Schönheit.
Ausführliche Berichte über die alte Kirche können Sie im Downloadbereich am Ender der Seite lesen, in der Festschrift „250 Jahre alte Kirche Euerbach“ aus dem Jahr 1992 (verfasst von Dekan Bernold Rauch, dem damaligen Pfarrer von Euerbach).
„Neue“ St. Michael Kirche
Nach dem 2. Weltkrieg, als viele Heimatvertriebene nach Euerbach kamen, wurde die alte Kirche zu klein. Deshalb befasste sich in den 50er Jahren schon Pfarrer Werner Siegler mit der Planung eines Kirchenneubaus. Erst 1965 begannen unter Pfarrer Günther Siebenhorn und der damaligen Kirchenverwaltung ernsthafte Planungen zum Bau der Kirche. Das alte Schloss wurde 1968 abgerissen und an dieser Stelle wurde das Pfarrheim sowie daneben die neue Kirche gebaut. Am 24. Mai 1970 wurde die Kirche durch Bischof Dr. Josef Stangl konsekriert, assistiert von Pfarrer Günther Siebenhorn (Euerbach), Pfarrer Gustav Pfeuffer (Kützberg) sowie Pfarrer Anton Schäfer (Brebersdorf). In den Altar wurden Reliquien der hl. Märtyrer Urban und Innozenz und des 1. Würzburger Bischofs St. Burkard eingelassen.
Die neue Kirche wurde vom Architekten Günter Marquardt aus Würzburg geplant. Er hatte die Aufgabe, ein geräumiges Gotteshaus zu errichten, das der erneuerten Liturgie entsprach. So entstand eine Kirche mit dem zeltförmigen, in Kreuzesform gefaltete Dach. Im Mittelpunkt der 5 Bankblöcke steht der fest auf der Erde ruhende Block des Altares, außerdem Ambo, Kredenz, Priestersitz und Tabernakelstele.
Hinzu kamen 1973 die Marienfigur sowie 1987 eine von Ernst Singer geschaffene Georgsfigur. Die Michaelsfigur, die ihren Platz hinter dem Tabernakel hat, wurde von den Eheleuten Karl und Lisbeth Zoll gestiftet.
Die Orgel wurde nach einigen Spendenaufrufen und Sammlungen im Januar 1977 in Betrieb genommen. Die Fenster erfuhren eine künstlerische Gestaltung durch Kunstmaler Friedrich May aus Würzburg, die Ausführung erfolgte durch die Kunstglaserei Gebr. Rothkegel aus Würzburg. In allen Fenstern kehrt das Zeichen des Kreuzes wieder.
Die Fenster
Das große Fenster über dem Altar war bei der Kircheneinweihung bereits fertiggestellt. Die drei anderen Fenster wurden im darauffolgenden Jahr eingebaut.
Die Aussagen des Künstlers May:
Meine Aufgabe besteht darin,
1. Die Anlagen des Zentralkirchenbaues zu unterstreichen durch Umschließen des Raumes mit Anwendung eines Bildgeschehens in Glasmalerei und
2. Sollte durch das Abdunkeln der Fenster eine gewisse Geschlossenheit des Raumes erreicht werden.
Da die Fenster sich in der oberen Zone des Raumes befinden und das Licht in den Raum herunterfällt, ergab sich für die Malerei das Thema: Das KOMMENDE – die Apokalypse
Im Altarfenster, dem Zentrum des Bildgeschehens, stehen Kreuz, Fisch und Mandorla für Christus (den Auferstandenen)
Rechtes Fenster: „Wasser“ – für Taufe, Reinigung und Buße
linkes Fenster: „Buch“ – Wort, Verkündigung
Rückwand: „Feuer“ (Passion, Läuterung) – Geist als Sendung, Geist als Auftrag und Vollendung.
Das Zeichen des Kreuzes ist in allen Fensterbildern zu finden.
Alle Formelemente der Malerei in den Fenstern sind dynamischen Ursprungs. Sie schweben als räumlich-geordnete, flächige Helligkeit vor dem dunklen Grund. Dieser Grund in seiner dunklen Farbigkeit erhält zusätzliche Dichte durch die Linien des Bleinetzes. Es bildet ein graphisches Raster, das den architektonischen Rhythmus der Fensterteilung in einer neuen Proportion fortsetzt und mit der eigentlichen Malerei verbindet. Die Wirkung der Malerei entsteht in einem abgewogenen Zusammenwirken farbiger Formen und Rhythmen.
Zur Technik der Glasmalerei: Für die Ausführung der Fenster wurde die alte Technik der Bleiverglasung angewandt. Dabei werden vom Glaser nach dem Karton des Malers und seinen Angaben farbige Glasteile zugeschnitten, bemalt, gebrannt und verbleit.
Es wurden Echt-Antikgläser verwendet. Die leichte Undurchsichtigkeit entsteht durch einen Opal- oder Krisalüberzug.
Die Voraussetzung für das Gelingen einer Glasmalerei ist die gute Zusammenarbeit zwischen Maler und dem Kunstglaser.
Ich habe mich bemüht, mit meiner Arbeit eine harmonische Verbindung von Architektur, Malerei und Plastik herzustellen. Soweit die Aussagen des Künstlers Friedrich May.
Erklärung des Altarfensters:
Das griechische Wokt „ICHTYS“ bedeutet „Fisch“. Die einzelnen Buchstaben des Wortes haben die Christen als Anfangsbuchstaben einer Glaubensaussage über Jesus Christus gesehen. Damit ist der Fisch, der ja auch in den Evangelien eine Rolle spiel, ein altchristliches Symbol für Christus geworden:
I = (jota) (I) = steht für Jesus
X = (chi) (CH) = steht für Christus
O = (thätta) (TH) = steht für Gottes
Y = (Ypsilon) (Y) = steht für Sohn
∑ = (sigma) (S) = steht für Retter (Erlöser, Heiland)
Unter der „Mandorla“ versteht man einen mandelförmigen Rahmen, der seit frühchristlicher Zeit für Darstellungen des verherrlichten Christus verwendet worden ist. Im Euerbacher Altarfenster muss man schon genau hinschauen, um in den gelben Fenstern um den Fisch und das Worch „ICHTYS“ eine Mandorla zu erkennen. Ganz oben in dem Dreieck kann man ein Symbol für die heiligste Dreifaltigkeit erkennen.
(Der Text zu den Fenstern wurde von Werner Bieber verfasst)
Weitere in der „Festschrift zur Weihe der neuen Pfarrkirche St. Michael in Euerbach) aus dem Jahr 1970 können Sie weitere interessante Details lesen. Die Festschrift ist im Downloadbereich am Ende dieser Seite.
Das Pfarrheim
Heute mag man es aus historischer Sicht bedauern, dass man damals das alte Renaissance-Schloss, das direkt an die alte Kiche angebaut war, abgerissen wurde.
Das Pfarrheim ist der Verbindungsbau zwischen der alten und neuen Kirche. Dennoch sind wir froh, dass wir das Pfarrheim haben, bietet es doch die Möglichkeit zur Begegnung.
Das Pfarrhaus
Das Pfarrhaus, das sich ebenfalls auf dem Kirchenareal befindet, beherbergt das Pfarrbüro (für die Gemeinden Euerbach, Obbach und Sömmersdorf) sowie das Büro für einen Gemeinde- oder Pastoralreferenten/Diakon, ein Besprechungszimmer. Im oberen Stockwerk haben die Pfadfinder Räume, die sie im Winter gerne nutzen. Bis 2010 war das Pfarrhaus vom jeweiligen Ortspfarrer bewohnt. Sei dem Zusammenschluss mit der Pfarrei Geldersheim zur Pfarreiengemeinschaft „St. Martin im Oberen Werntal“ wird das Pfarrhaus nicht mehr als Wohnung für den Ortspfarrer genutzt.
Damals wie heute aktuell
Schon 1995, als das Jubiläum „25 Jahre Pfarrzentrum Euerbach“ gefeiert werden konnte, war in einem Faltblatt folgendes von Dekan Bernold Rauch zu lesen: „So stellt das Pfarrzentrum 25 Jahre nach seiner Weihe uns vor die Frage, wie es weitergehen wird. Das Gebäude steht offen und lädt uns ein zur Begegnung mit Gott und untereinander. Dass wir die Möglichkeit dazu haben, ist Grund zur Dankbarkeit und Verpflichtung zugleich. Was Pfarrer Siebenhorn in der Festschrift zur Kirchenweihe schrieb, gilt nach wie vor: Wir haben jetzt die noch weit schwierigere Aufgabe, die steinernen Gebäude mit Leben zu füllen.“
M. Wabra
(die Texte sind zum Teil entnommen aus der Festschrift 250 Jahre alte Kirche und Festschrift zur Weihe der neuen Kirche sowie aus dem Vortrag über die Kirchenfenster (Werner Bieber)